Längskreissägen: Sondermaschinenbau im Grenzbereich

Artikel vom 8. Juli 2025
Sägemaschinen

Mit einer Schnitthöhe von bis zu 280 Millimetern verfügt die neue Längskreissäge von Stoll Maschinenbau über ein Alleinstellungsmerkmal bei gewohnter Zuverlässigkeit und Leistung.

Die speziell entwickelte Längskreissäge bietet eine Schnitthöhe von 280 Millimetern (Bild: Stoll).

Die speziell entwickelte Längskreissäge bietet eine Schnitthöhe von 280 Millimetern (Bild: Stoll).

Seit über 30 Jahren produziert die Stoll Maschinenbau GmbH Längskreissägen, liegende Plattensägen und Kappsägen der Marke »Jrimac« für einen weltweiten Absatzmarkt. Von Massivholz über Dämmstoffe bis hin zu Kunststoffen können sehr unterschiedliche Materialien bearbeitet werden. Die ausnahmslose Fertigung in Deutschland, ein kompetentes 25-köpfiges Team sowie die enge Zusammenarbeit mit den Kunden garantieren dabei hohe Qualität und Zuverlässigkeit.

Regelmäßig wird das Unternehmen auch mit dem Bau von Sondermaschinen und Fertigungsanlagen beauftragt. Besondere Projekte erfordern dabei auch ein spezielles Projektmanagement. Im Interview gewährt Firmeninhaber Markus Stoll interessante Einblicke in die firmeninternen Hintergrundabläufe bei der Entwicklung und Fertigung der neuen Längskreissäge mit der besonders großen Schnitthöhe von 280 Millimetern, die in dieser Ausführung Anfang März 2025 die Betriebsstätte im badischen Steinen verlassen hat.

Markus Stoll absolvierte seine Ausbildung und eine Weiterbildung zum Meister bei der Firma Jrion und ist seit 1992 Inhaber der Firma Stoll Maschinenbau GmbH. Neben dem Maschinenbau im Bereich der Sägetechnik ist das Unternehmen auch Dienstleister im Bereich der CNC-Metallbearbeitung.

Inhaber Markus Stoll berichtet von den Herausforderungen im Sondermaschinenbau (Bild: Stoll).

Inhaber Markus Stoll berichtet von den Herausforderungen im Sondermaschinenbau (Bild: Stoll).

Herr Stoll, weshalb hat die Firma Stoll den Auftrag für den Bau dieser Sondermaschine erhalten?

Markus Stoll: Das liegt sicherlich daran, dass Unikate zu unserem Spezialgebiet zählen. Wir haben schon zahlreiche Projekte im Bereich der Sägetechnik realisiert, die nicht einer Standardmaschine entsprachen. Sei es eine fliegende Oberflursäge in Kombination mit zwei Zerspanungsaggregaten, sehr kurze oder lange Längskreissägen sowie Hybridmaschinen, die sowohl als liegende Plattensäge als auch als Längskreissäge eingesetzt werden können: Unser Anspruch ist es, den Anwendungsfall des Kunden möglichst komfortabel und effizient zu gestalten.

So haben wir in der Vergangenheit bereits Längs- und Kappschnittanlagen mit vollautomatischen Sortiersystemen sowie Twin-Cut-Sägen mit Schnittrichtung links-rechts und rechts-links ausgeliefert und konnten damit den Wünschen unserer Kunden stets gerecht werden.

Den Auftrag für den Bau der Längskreissäge mit einer Schnitthöhe von 280 Millimetern haben wir sicherlich auch deshalb erhalten, weil die Schnittmenge zwischen dem Konzept unserer klassischen Längskreissägen und dem dieser Maschine sehr groß ist. Folglich konnten wir zu Beginn unsere etablierten Standardprodukte als Referenzen vorweisen.

Weshalb kommt es überhaupt zur Bestellung einer Sondermaschine?

Markus Stoll: Sondermaschinen resultieren sehr häufig aus der Optimierung einer Fertigungslinie oder einem außergewöhnlichen Anwendungsfall. Immer, wenn dieser nicht ideal zu unseren Standardmaschinen passt, versuchen wir, die passende Säge zu entwickeln oder bestehende Konzepte abzuwandeln. Sofern dem Kunden unsere Idee, das Konzept und auch der Preis zusagen, folgt dann im besten Fall die Bestellung.

Welche Komponenten oder Details der klassischen »Jrimac«-Längskreissägen finden sich auch in der neuen Maschine wieder?

Markus Stoll: In erster Linie ist es der Sägeablauf, der 1:1 identisch ist. Das Material wird auf dem Maschinentisch mithilfe des verfahrbaren Breitenanschlags platziert und anschließend nach Betätigung der Schnittauslösung getrennt. Des Weiteren konnten wir die Sicherheitsvorkehrungen vollständig übernehmen und damit auch an der neuen Maschine ein hohes Maß an Sicherheit gewährleisten.

Die Konstruktion basiert auf den bewährten »Jrimac«-Längskreissägen mit umfangreichen Ergänzungen (Bild: Stoll).

Die Konstruktion basiert auf den bewährten »Jrimac«-Längskreissägen mit umfangreichen Ergänzungen (Bild: Stoll).

Da das Schnittgut während des Schnittvorgangs vom sogenannten Niederhalter auf den Maschinentisch gepresst wird, hat der Bediener damit nur bei der Beschickung direkten Kontakt und muss auch im Fall von Spannungen im Material nicht mehr eingreifen. Der Lamellenvorhang, welcher über die gesamte Schnittlänge verläuft, dient der Absaugung und hat gleichzeitig die Funktion eines Griffschutzes. Drei Möglichkeiten der Not-Aus-Betätigung und Sicherheitsschalter als Schutz vor dem direkten Zugang zum Sägeblatt runden das Sicherheitskonzept unserer Längskreissägen ab, welches Voraussetzung für die CE-Kennzeichnung ist.

Durch die gewohnte Schnittgenauigkeit von ±0,2 Millimetern und die Nutzung der bestehenden Breitenanschlag-Technologie muss der Kunde keine Qualitätseinbußen hinnehmen. Auch die Vorschubgeschwindigkeit von bis zu 80 Metern pro Minute kann je nach Materialstärke erreicht werden und gewährleistet eine effiziente Bearbeitung.

Wo liegen die großen Unterschiede?

Markus Stoll: Aufgrund des großen Sägeblattdurchmessers von 900 Millimetern und den damit zusammenhängenden konstruktiven Änderungen mussten wir die Maschine im Prinzip »zoomen«. Das Sägeblatt ist um 50 Prozent größer, was Auswirkungen auf die Arbeitshöhe und zahlreiche Bauteile hat.

Die gesamte Maschinenstruktur und Schutzeinrichtungen wie der Lamellenbalken, welcher eine gute Absaugung oberhalb des Maschinentischs gewährleistet, mussten angepasst werden. Da auch das Sägegut wesentlich schwerer ist als in herkömmlichen Fällen, mussten wir außerdem das Grundgestell deutlich massiver konstruieren. Im Ergebnis wiegt die Maschine statt etwa 2,5 jetzt über 5 Tonnen.

Was waren bei der Konzepterstellung und Konstruktion die größten Herausforderungen?

Markus Stoll: Der gesamte Sägewagen musste auf die stärkere Belastung ausgelegt werden, was durchaus anspruchsvoll war. Durch das Gewicht des Sägeblatts mussten wir auch an der Lagerung der Sägewelle einige Änderungen vornehmen und gleichzeitig die Formstabilität des Sägeblatts wahren.

Der Spänefänger, welcher eine gute Absaugung unterhalb des Maschinentischs sicherstellt, und die Absaugleistung als solche mussten ebenfalls verändert werden. Da dem Kunden dies ein großes Anliegen war, stellten auch die vorgegebenen Staubemissionswerte eine Herausforderung dar, konnten allerdings am Ende erreicht werden.

Bild: Stoll.

Als die Konstruktion abgeschlossen war und wir im Team die einzelnen Baugruppenzeichnungen und Montageabläufe besprochen haben, waren wir allerdings alle durchaus positiv gestimmt. Im Montieren sind wir sehr stark und waren deshalb von Beginn an überzeugt, dass wir dieses Projekt gut abschließen werden.

Wie groß war der Wettbewerb bei diesem Projekt?

Markus Stoll: Es kam uns sicherlich zugute, dass wir dem Kunden von einem führenden europäischen Händlerhaus für dieses Projekt empfohlen wurden. Gleichzeitig gibt es nicht viele Anbieter, die im Sondermaschinenbau in diesem Bereich der Sägetechnik so affin sind und den Bau dieser Maschinentypen mit der gleichen Qualität beherrschen. Schlussendlich gab es in unserer Preisregion kaum ernst zu nehmende Konkurrenz, da es sich natürlich auch um Nischenprodukte handelt.

Würden Sie ein solches Projekt wiederholen?

Markus Stoll: Grundsätzlich realisieren wir sehr gerne Projekte dieser Art. Voraussetzung ist, dass der Kunde eine enge Zusammenarbeit zulässt, uns alle wichtigen Informationen über den Anwendungsfall und damit Parameter für die Konstruktion an die Hand gibt und wir die nötige Vorlaufzeit erhalten.

Sondermaschinenbau ist und bleibt ein wichtiger Teil unseres Angebots und wird auch in Zukunft unser Produktportfolio stetig erweitern.

Wo kann man die Maschinen in Aktion erleben?

Markus Stoll: In unserer Betriebsstätte in Steinen haben wir immer die Möglichkeit, unsere Maschinen zu präsentieren oder alternativ bei den eng verteilten Referenzanlagen in ganz Europa eine Vorführung zu organisieren.

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