Wissenslücken verhindern energetische Sanierung

Artikel vom 25. November 2024
Beratungen

Eine aktuelle Umfrage unter mehr als 2000 selbstnutzenden Eigentümern von Ein- und Zweifamilienhäusern zeigt, dass Wissenslücken über den energetischen Zustand des eigenen Hauses sowie Verunsicherung durch politische Debatten viele Hausbesitzer von Sanierungsmaßnahmen abhalten. Die von der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) und Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) in Auftrag gegebene Studie zeigt Handlungsbedarf auf und unterstreicht die Notwendigkeit besserer Förderprogramme, klarer Informationen sowie einer verlässlichen politischen Unterstützung.

Grafik: IKND.

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Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Qualität eigener Gebäude deutlich überschätzt wird: Im Vergleich zu einer IKND-Studie von 2022 können mehr Eigenheimbesitzer eine Aussage über den Energiestandard ihres Hauses treffen (45 % gegenüber 33 % in 2022), aber der Anteil derjenigen, die ihr Haus in die niedrigen Effizienzklassen E bis H einordnen, sei mit 13 % deutlich zu gering.

Grafik: IKND.

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Tatsächlich liege der Anteil laut Wirtschaftsministerium bei 68 %. Passend zu dieser Einschätzung würden rund 80 % derjenigen, die in den vergangenen Jahren nicht saniert haben und dies auch nicht vorhaben, angeben, dass ihre Häuser in einem guten Zustand seien und (eher) nicht saniert werden müssten.

Verglichen mit 2022 planen auch weniger Eigentümer verbindlich eine Sanierungsmaßnahme: Lediglich 12 % der Befragten, die derzeit oder in den vergangenen Jahren nicht saniert haben, wollen konkret in den nächsten 12 Monaten energetisch modernisieren, verglichen mit 18 % vor zwei Jahren. Als Hauptgründe wurden finanzielle Unsicherheiten, höhere Baukosten sowie die politischen Debatten um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) genannt.

Bereitschaft zur Sanierung – sofern die Bedingungen stimmen

Die Studie zeigt auch auf, dass sich viele Befragte offen für Sanierungsmaßnahmen zeigen, sofern Förderung, Information und Beratung deutlich verbessert würden. 55 % der befragten Eigenheimbesitzer empfinden die bestehenden staatlichen Förderprogramme als unattraktiv. Über 70 % der Nicht-Sanierer könnten sich jedoch eine Sanierung vorstellen, wenn die Fördermöglichkeiten verbessert würden.

Grafik: IKND.

Grafik: IKND.

Als wichtigste Informationsquelle wurde mit 72 % das Handwerk genannt, während Energieberater (36 %) und andere öffentliche Beratungsstellen (25 %) in deutlich geringerem Maße genutzt werden. Zudem wünschen sich viele Befragte mehr Planungssicherheit und klare politische Rahmenbedingungen, um Sanierungsmaßnahmen anzugehen.

Handlungsbedarf für die Politik

Als ein wichtiges Ergebnis der Studie sieht die IKND, dass die Sanierungsrate nicht nur aufgrund der gestiegenen Zinsen und Baukosten auf ein historisches Tief gefallen sei, sondern auch, weil Eigentümer mit der Förderung unzufrieden und von der kontroversen politischen Debatte um das Gebäudeenergiegesetz verunsichert seien.

Grafik: IKND.

Grafik: IKND.

»Die mittelständisch geprägte Bauwirtschaft leidet darunter, dass Neubau und Modernisierung stark nachgelassen haben. Die Sanierung könnte deutlich schneller wieder anziehen als der Neubau und wichtige Konjunkturimpulse setzen – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die Studie zeigt: Für 70 % der bisherigen Nicht-Sanierer wäre eine bessere Förderung ein wichtiger Motivationsfaktor. Das ist eine klare Aufforderung an die Bundesregierung, die Förderung attraktiver zu machen – und gleichzeitig verlässlich«, betont Thomas Drinkuth, Leiter Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG). »Insgesamt wünschen sich die befragten Eigentümer von der Politik stabile Bedingungen und eine bessere Orientierung. Die Botschaft der Bundesregierung muss klar sein: Energetische Sanierung führt zu einem zukunftssicheren Gebäude, auch wenn die Energiekosten oder der CO2-Preis steigen.«

Schlüssel zum Klimaschutz

Für Hausbesitzer sieht es die IKND als unerlässlich an, ihre Gebäude klimafreundlich zu sanieren, um nicht nur die steigenden Heizkosten und die CO2-Bepreisung zu bewältigen, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. »Der Gebäudesektor trägt in Deutschland zu 40 % der CO2-Emissionen bei. Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, müssen wir die Sanierungsquote deutlich steigern. Es ist dringend notwendig, die Informationslücken zu schließen und Hausbesitzer gezielt zu motivieren«, ergänzt IKND-Geschäftsführerin Carolin Friedemann. »Die Politik muss dabei unterstützen, indem sie klare, verlässliche Rahmenbedingungen schafft und umfangreiche Beratungs- und Informationsangebote bereitstellt. Wichtig ist jedoch, dass die Politik nicht alles allein steuern muss. Es gibt bereits zahlreiche erfolgreiche Pilotprojekte für lokale Beratung, die weiter ausgebaut werden können. Das Vertrauen der Eigentümer ist im lokalen und privaten Umfeld am größten. Nur so können die notwendigen Schritte zur energetischen Modernisierung gegangen und ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.«

Konkrete Handlungsempfehlungen

Aus den Studienergebnissen leiten IKND und RTG die folgenden Handlungsempfehlungen ab:

  • Förderung attraktiver gestalten: Staatliche Förderprogramme sollten attraktiver ausgestaltet und zielgerichteter auf die Bedürfnisse der Eigenheimbesitzer zugeschnitten werden. Das gelte insbesondere für Haushalte mit geringen bis mittleren Einkommen und mit besonders sanierungsbedürftigen Gebäuden.
  • Bessere Beratung und Unterstützung: Integrierte Beratungsstellen sollten Hausbesitzer durch den gesamten Sanierungsprozess begleiten, um die Hürden der Umsetzung zu reduzieren. Zu deren Einrichtung seien die EU-Mitgliedstaaten auch im Rahmen der kürzlich novellierten Gebäuderichtlinie aufgefordert.
  • Planungssicherheit schaffen: Die Unsicherheiten, die durch die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz entstanden seien, müssten durch klare und langfristige politische Rahmenbedingungen beseitigt werden.

Über die Studie

Die B+L Marktdaten GmbH hat die Untersuchung deutschlandweit im August und September 2024 durchgeführt. Online wurden 2028 Menschen befragt, die ein Ein- oder Zweifamilienhaus besitzen und dieses selbst nutzen.

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