Deutsche Möbelindustrie erwartet Umsatzminus

Artikel vom 28. August 2023
Beratungen

Die deutsche Möbelindustrie hat derzeit mit einem erheblichen Nachfragerückgang zu kämpfen, wie Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), bei der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz am 21. August in Köln berichtete. Der Verband prognostiziert für das Gesamtjahr 2023 ein Umsatzminus von 5 bis 7 % für die deutsche Möbelindustrie.

Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), bei der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz (Bild: VDM).

Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), bei der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz (Bild: VDM).

Die deutschen Wohnmöbelhersteller verzeichneten den internen Erhebungen der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK) zufolge beim wertmäßigen Auftragseingang in den ersten sieben Monaten dieses Jahres einen Rückgang von rund 12 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Polstermöbelindustrie erlitt Einbußen von rund 10 %. In der Küchenmöbelindustrie lag der wertmäßige Auftragseingang um gut 2 % unter dem Vorjahr. Bezogen auf die Stückzahlen sei die Lage noch negativer.

Kurzarbeit wieder gefragt

In der Folge greifen die deutschen Möbelhersteller wieder verstärkt zum Instrument der Kurzarbeit, so eine aktuelle Verbandsumfrage. Demnach haben 35 % der befragten Unternehmen Kurzarbeit beantragt. Von den Möbelproduzenten, die noch keine Kurzarbeit nutzen, planen 36 % im restlichen Jahresverlauf die Stellung eines entsprechenden Antrags.

Bei der Materialversorgung, die während der Pandemie stark gestockt hatte, sei inzwischen eine Entspannung festzustellen. Die Lieferzeiten bewegten sich wieder im regulären Rahmen von vier bis acht Wochen. Die Materialpreise seien teils rückläufig, befänden sich allerdings unverändert auf einem hohen Niveau. Verpackungsmaterialien und Logistikdienstleistungen verteuerten sich dagegen weiterhin stark. Eine Belastung für die Unternehmen stellten zudem die hohen Energiepreise dar, so Kurth. Der Kostendruck für die Industrie bleibe weiter sehr hoch.

Ergebnisse des 1. Halbjahrs 2023

Von Januar bis Juni 2023 verzeichneten die rund 430 deutschen Möbelhersteller (> 50 Beschäftigte) laut amtlicher Statistik einen Umsatz von 9,5 Milliarden Euro, ein Minus von 0,2 % gegenüber dem Vorjahr. »Dieser Rückgang spiegelt die tatsächliche Marktlage unserer Einschätzung nach nur unzureichend wider«, sagte Kurth. Ausschlaggebend für den angesichts der schwachen Auftragslage bisher noch vergleichsweise moderaten Umsatzrückgang seien die notwendigen Preisanpassungen, Auftragsüberhänge aus dem Vorjahr sowie statistische Effekte, etwa durch vermehrte Nachmeldungen infolge von Projektverzögerungen. Der Inlandsumsatz entwickelte sich vor dem Hintergrund des spürbaren Nachfragerückgangs mit -1,2 % rückläufig. Der Auslandsumsatz der deutschen Möbelindustrie konnte dagegen mit +2 % leicht zulegen.

Beim Blick auf die aktuelle Umsatzentwicklung zeigen sich große Differenzen zwischen den einzelnen Segmenten der deutschen Möbelindustrie.

Nach Angaben der amtlichen Statistik verzeichnete die Küchenmöbelindustrie in der ersten Jahreshälfte 2023 einen Umsatzanstieg um 6,7 % auf rund 3,5 Milliarden Euro, was nach Auffassung der Möbelverbände aufgrund der genannten Sonderfaktoren jedoch deutlich überzeichnet ist.

Die Hersteller von Polstermöbeln registrierten dagegen einen leichten Umsatzrückgang von 0,1 % auf rund 580 Millionen Euro. Die Umsatzentwicklung beim größten Segment der Möbelindustrie – den sonstigen Möbeln (darunter Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel) sowie Möbelteilen – fiel mit -9,6 %  auf 3 Milliarden Euro negativer aus als im Branchendurchschnitt. Das kleinste Segment der Branche – die Matratzenindustrie – vermeldete schließlich ein deutliches Umsatzminus in Höhe von 19,3 % auf rund 270 Millionen Euro. Dieser Rückgang sei neben dem Nachfrageeinbruch im zweiten Quartal auch auf statistische Sondereffekte zurückzuführen.

Anders als während der Pandemie wiesen die Investitionsgütersegmente der Möbelindustrie im bisherigen Jahresverlauf einen dynamischeren Konjunkturverlauf auf als die konsumgüternahen Segmente. Die Büromöbelindustrie registrierte mit einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro ein Wachstum um 8,4 %. Die Hersteller von Laden- und sonstigen Objektmöbeln lagen um 6,6 % über dem Vorjahreswert und erzielten einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro.

Auslandsmärkte

Der Blick auf die Auslandsmärkte spiegelt die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, der hohen Energiepreise und der Aufwertung des Euro wider. In den meisten europäischen Ländern ging der Absatz vor dem Hintergrund der hohen Inflation, der gesunkenen Kaufkraft und der abflauenden Bautätigkeit zurück. Frankreich belegt nach wie vor Platz 1 im Ranking der wichtigsten Exportmärkte mit -3,1 % auf knapp 700 Millionen Euro, gefolgt von der Schweiz und Österreich. Als erfreulich bezeichnet der Verband die Steigerung der deutschen Möbelausfuhren in die Schweiz mit +7 % auf rund 660 Millionen Euro. Bei den Exporten nach Österreich wurde ein Rückgang um 8,4 % auf gut 510 Millionen Euro verzeichnet.

Die Exportmärkte außerhalb Europas entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf unterschiedlich. Die deutschen Möbelexporte in die USA gingen im ersten Halbjahr um 11,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Dieser Rückgang muss vor dem Hintergrund der deutlichen Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar relativiert werden. Die deutschen Möbelexporte nach China sanken um 3,8 %, dagegen entwickelten sich die Exportmärkte am Persischen Golf aus Sicht der deutschen Möbelindustrie positiv: Die Ausfuhren in die Vereinigten Arabischen Emirate legten im ersten Halbjahr um 86 % zu.

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