Möbelindustrie legt 2021 um 2 % zu

Artikel vom 8. März 2022
Beratungen

Die deutsche Möbelindustrie konnte sich im Jahr 2021 gut behaupten. Der Umsatz legte um rund 2 % auf 17,5 Mrd. Euro zu und entwickelte sich damit besser als prognostiziert.

Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), erklärt am 21. Februar 2022 zur wirtschaftlichen Situation der Branche (Bild: VDM/VHK).

Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), erläuterte am 21. Februar 2022 die wirtschaftliche Situation der Branche (Bild: VDM/VHK).

Neben großen Auftragsüberhängen aus dem Jahr 2020 konnten laut den Verbänden der deutschen Möbelindustrie VDM/VHK die pandemiebedingten Schließungen des Möbelhandels im Frühjahr 2021 besser kompensiert werden als zu Zeiten des ersten Lockdowns Anfang 2020. Das Vor-Corona-Niveau wurde jedoch nicht erreicht (Umsatz 2019: 17,9 Mrd. Euro).

Investition in die eigenen vier Wände

Auch im zweiten Jahr der Pandemie investierten viele Menschen in ihre eigenen vier Wände. Bei den Neuanschaffungen waren Küchen, Sofas sowie Möbel für das Homeoffice besonders beliebt. Die hohe Nachfrage ging mit großen Herausforderungen einher, denn bei vielen wichtigen Vormaterialien bestanden in 2021 erhebliche Engpässe, die weiterhin andauern. Zur Belastung wird aber auch die massive Verteuerung nahezu aller Materialen und Vorprodukte, u. a. Holzwerkstoffe, Beschläge und Metallkomponenten, Polsterschäume, Verpackungsmaterialien, elektronische Bauteile, Logistikkosten sowie Energie.

Die Preise für Holzwerkstoffe lagen z. B. nach amtlicher Statistik (Index der Erzeugerpreise Statistisches Bundesamt) im Dezember 2021 um 40,2 % über dem Vorjahresniveau – mit einem Ende dieser Entwicklung rechnen VDM/VHK noch nicht, denn die Preise für Rohstoffe und Vormaterialien seien weiterhin in Bewegung. Aufgrund der aktuell sehr dynamischen Preisentwicklung bei den Zulieferprodukten und den traditionell langen Preislaufzeiten zwischen Industrie und Handel fordern VDM/VHK eine Veränderung der Preislaufzeiten und unterjährige Mechanismen ein, um den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen.

Als weitere Herausforderungen nennen VDM/VHK:

  • Die Fragilität der Lieferketten mit einhergehendem Bestreben, in der Beschaffung stärker zu diversifizieren und dabei auch den Einkauf auf dem Heimatmarkt sowie innerhalb der EU noch weiter auszudehnen.
  • Geringere Logistikkapazitäten aufgrund eines eklatanten Mangels an Lkw-Fahrern.
  • Die zunehmende Marktmacht des Möbelhandels. Als Beispiel wird der vom Bundeskartellamt im Januar genehmigte Beitritt der Krieger-Höffner-Gruppe zur Einkaufskooperation Begros mit einem gemeinsamen Einkaufsvolumen in hoher einstelliger Milliardenhöhe genannt.
  • Das Gewinnen von Nachwuchs- und Fachkräften.

Als Wachstumstreiber erwies sich 2021 das Auslandsgeschäft mit einem Umsatzplus von rund 5 % auf 5,6 Mrd. Euro. Der Inlandsumsatz zog vor dem Hintergrund der langen Phase der Handelsschließungen nur um 0,5 % auf 11,9 Mrd. Euro an.

Die einzelnen Segmente der deutschen Möbelindustrie entwickelten sich unterschiedlich:

  • Nach Angaben der amtlichen Statistik verzeichneten die Küchenmöbelhersteller einen kräftigen Umsatzanstieg von knapp 9 % auf 5,7 Mrd. Euro.
  • Ein überdurchschnittliches Wachstum registrierten auch die Hersteller von Polstermöbeln, deren Umsätze um knapp 13 % auf rund 1 Mrd. Euro zulegten.
  • Auch die Matratzenindustrie als kleinstes Segment der Branche wies ein Umsatzplus in Höhe von 3,5 % auf rund 780 Mio. Euro aus.
  • Die Umsatzentwicklung beim größten Segment der Möbelindustrie, den sonstigen Möbeln (darunter Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel) sowie Möbelteilen, fiel mit -7,6 % auf 5,9 Mrd. Euro negativer aus als im Branchendurchschnitt.
  • Die Büromöbelindustrie verbuchte mit einem Umsatz von rund 2 Mrd. Euro ein Plus von knapp 4 %.
  • Die Hersteller von Laden- und sonstigen Objektmöbeln lagen um 8 % über dem Vorjahreswert und erzielten einen Umsatz von rund 2 Mrd. Euro.

Seitwärtsbewegung für 2022 erwartet

Auch bei der aktuellen Auftragslage sei das Bild gemischt. Nach internen Erhebungen der Fachverbände stieg der Auftragseingang in der deutschen Küchenmöbelindustrie von Januar bis Dezember 2021 um knapp 7 %, in der Polstermöbelindustrie wurde ein Zuwachs um 1,5 % registriert. In der Wohnmöbelindustrie gab es einen deutlichen Rückgang von 12 %. Die im Vergleich zur amtlichen Statistik deutlich negativeren Ergebnisse seien v. a. auf das zeitliche Auseinanderfallen zwischen Auftragseingang und Umsatz sowie den guten Auftragsbestand zum Ende des Jahres 2020 zurückzuführen. Ein weiterer Grund sei die Einbeziehung der ausländischen Produktionsstätten deutscher Hersteller sowie der deutschen Vertriebsgesellschaften ausländischer Hersteller, die von der amtlichen Statistik nicht erfasst werden.

Bei den Beschäftigtendaten arbeiten in 459 Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten (-1,9 %) im Jahresdurchschnitt 79.168 Beschäftigte (-4 %). Der Rückgang sei eher auf statistische Effekte als auf eine Personalreduzierung zurückzuführen.

Für das laufende Jahr 2022 erwarteten die Verbände noch kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs in Bezug auf die Absatzmenge eine Seitwärtsbewegung auf dem Niveau von 2021 und aufgrund notwendiger Preisanpassungen vor dem Hintergrund der enormen Verteuerung der Zulieferer- und Energiepreise, die in der Kette weitergegeben werden müssten, ein nominales Umsatzplus von rund 10 % für die deutsche Möbelindustrie.

Teilen
PDF-Download
Weiterempfehlen
Drucken
Anzeige Hersteller aus dieser Kategorie
Pilz GmbH & Co. KG
Felix-Wankel-Str. 2
D-73760 Ostfildern
0711 3409-0
info@pilz.de
www.pilz.com
Firmenprofil ansehen